Eine Kur – was ist das?
Das Wort „Kur“ ist abgeleitet vom lateinischen Begriff "cura", der soviel wie Sorge, Fürsorge bedeutet. Da eine ärztliche Behandlung die Fürsorge mit einschließt, ist jede Therapie im ursprünglichen Sinn immer auch eine „Kur“. Heute wird der Begriff Kur für eine ganz spezielle Form der Behandlung verwendet, nämlich für die Behandlung in einem Heilbad oder Kurort, die sich über einen gewissen Zeitraum erstreckt.
Die Kur unterscheidet sich grundsätzlich von der Behandlung in einer Klinik oder der ambulanten Behandlung im Sprechzimmer des Arztes.
Die chirurgische oder medikamentöse Behandlung zielt auf eine rasche Behebung von krankhaften Zuständen der Organe oder ihrer Funktionen ab. Die Wirkung soll sofort eintreten, sie soll von der gegebenen Dosis eines Medikaments abhängen und aufhören, sobald das Medikament aus dem Körper ausgeschieden ist.
Eine Kur ist wie Sporttraining
Die Kurbehandlung nützt ein völlig anderes Prinzip aus, das etwa mit dem sportlichem Training vergleichbar ist. Beim Sport verbessert ein einziger 2000-Meter-Lauf nicht die Kondition, er führt eher zu einer Erschöpfung, und wahrscheinlich bekommt man auch einen gehörigen Muskelkater. Erst die regelmäßige Wiederholung des Lauftrainings bewirkt in drei bis vier Wochen eine deutliche Verbesserung der Leistungsfähigkeit. Genauso kann ein einziges Schwefelbad, eine einzelne Bindegewebsmassage oder eine einzelne krankengymnastische Übungsbehandlung keine bleibende Wirkung hervorrufen. Erst die Serie solcher Anwendungen führt zu einer Verbesserung der körperlichen Funktionen.
Die Kurbehandlungsmaßnahmen sollen aktive Reaktionen des Organismus auslösen. Sie dienen dazu, den Körper abzuhärten, die Kreislaufarbeit zu verbessern, Gelenke und Wirbelsäule wieder zu größerer Beweglichkeit zu verhelfen und die Muskelkraft, Ausdauer, Lungenfunktion sowie die Herzleistung zu stärken. Bei der medikamentösen Therapie bleibt der Patient dagegen völlig passiv.
Man fühlt sich schlecht
Die Funktionsverbesserungen während einer Kur schreiten nicht von Tag zu Tag fort, sie werden vielmehr durch Phasen mit schlechtem Befinden unterbrochen. Man nennt diese Bade- oder Kurreaktionen, vergleichbar mit den Trainingskrisen beim Sport. Sie sollten freilich nicht dazu führen, dass man die Kur abbricht. Man muss durch diese Phasen einfach hindurch.
Die Kur basiert auf der Anwendung der natürlichen Heilmittel des jeweiligen Kurortes. Zugleich werden medizinischen Gegebenheiten des Patienten und Gegenanzeigen berücksichtigt. Ein wesentliches Ziel der Kurbehandlung ist eine gut dosierte und aufeinander abgestimmte Verabreichung von Reizen, die dann eine Umstimmung der gestörten Körperfunktionen auslösen. Dadurch werden die körpereigenen Heilungskräfte belebt und angeregt.
Da man sich erst einmal auf die Situation und die Umstände der Kur umstellen muss, ist eine Kurdauer von mindestens drei Wochen erforderlich. Der Effekt kann aber durchaus einige Jahre anhalten, so dass sich der zeitliche Aufwand lohnt.
Wann ist eine Kur angebracht?
Sehr bewährt hat sich die so genannte Anschlussheilmaßnahme: eine Kur, die sich unmittelbar an eine akute Erkrankung anschließt, etwa nach einer Operation. Akute Krankheiten lassen sich nicht mit einer Kur behandeln. Es gibt aber eine ganze Reihe chronischer Krankheiten sowie Folgeschäden akuter Erkrankungen und Verletzungen, die im Rahmen einer Kur erfolgreich behandelt werden können. Es handelt sich vorwiegend um rheumatische Erkrankungen, wobei die Abnutzungs- und Verschleißerscheinungen der Gelenke und/oder der Wirbelsäule einen sehr hohen Anteil ausmachen.